Simulation des Menschen als Entscheider in der netzbasierten Operationsführung
Autoren: S. Leuchter & J. Geisler
Die zukünftige netzbasierte Operationsführung verlangt vom militärischen Anwender eine aktive Informationsbeschaffung und den selbst gesteuerten Zugriff auf einen potenziell unüberschaubar großen Informationsraum aus vernetzten Informationssystemen. Das Beispiel der Wartenführung in Atomkraftwerken zeigt, dass Information Overload und ein Verlust der Situation Awareness die Folge sein können. Die Simulation der menschlichen Informationsverarbeitung (wahrnehmen, entscheiden, erinnern, lernen) in komplexen Situationen ist eine effiziente Möglichkeit, die Effektivität neuer Systeme und ihrer Parametrierung zur netzbasierten Operationsführung in frühen Phasen der Entwicklung zu bewerten. Solche Simulationen beinhalten Modelle des zukünftigen technischen Systems, die ggf. aus formalen Software-Spezifikationen semi-automatisch abgeleitet werden können, kognitiven Modellen in der Form von regelbasierten Systemen und Modelle der Interaktion zwischen Menschen und Maschinen. Die kognitiven Modelle müssen dazu die Beschränkungen der menschlichen Informationsverarbeitung, die Human Factors, berücksichtigen: Kapazitätsbeschränkung des Gedächtnis, Charakteristiken des Vergessens, Erinnerns, Verwechseln von Informationen, Aufmerksamkeitslenkung, etc. Um kognitive Modelle in dieser Form zukünftig einzusetzen, ist eine Kopplung von ACT-R/PM oder SOAR an die Simulationsarchitektur HLA erforderlich. Die kognitiven Modelle können dann aus Aufgabenanalysen erstellt werden, die aus entsprechenden Szenarien abgeleitetet werden müssen. Die aktuelle zivile Forschung zum Engineering-Einsatz von kognitiven Modellen muss weitergeführt und an die besonderen Anforderungen einer militärischen Nutzung angepasst werden.
Stichworte
Kognitive Modellierung, netzbasierte Operationsführung (NetOpFü), Training, Computer Generated Forces (CGF), Game Engine